
Vielleicht war er hier, der Mensch, der Jessicas Leben retten kann. Und der Tag dann nicht nur Hoffnung gebracht hat, sondern vielleicht auch Heilung.
Zehn Minuten vor 11 Uhr am Sonntagmorgen. Im Ledder Gasthaus „Zum Deutschen Haus“ ist noch nicht viel los. Doch schon eine Stunde später kann der Schwiegervater berichten: „Wir haben bereits über 100 Registrierungen. Das macht Hoffnung.“

DKMS-REGISTRIERUNGSAKTION ZU BLUTKREBS IN LEDDE
Für ihn ein ganz besonderer Tag. „Das geht einem schon sehr nahe. Auf einmal hat sich unser aller Leben verändert, wie nie zuvor. Jessica ist so eine großartige, freundliche, Schwiegertochter“, erzählt Günther Schulte. Sie wohnten alle zusammen in einem Haus. Bis sie die Diagnose Blutkrebs erhielt. Seitdem, ungefähr 4 Monaten, liegt sie im Krankenhaus. Zwischenzeitlich auch im Koma. Wartet auf ihre Stammzellspende, ihre Chance, Abenteuer zu erleben. Zeit mit der Familie zu verbringen, ihr Leben weiterzuführen.
Die junge Mutter litt zunächst unter Schmerzen und blauen Flecken. Nach einem Zusammenbruch im Alltag stellten die Ärzte im Krankenhaus fest, dass sie an Blutkrebs erkrankt ist. Um wieder gesund zu werden, braucht sie dringend eine solche Spende.

Wie die aktuelle Lage ist? Es geht, so ihre Schwägerin. Am 26. März hat Sie, Jana Löchte, davon erfahren. Das sich ab nun einiges ändern wird. „Es kam unerwartet. Die Symptome deuteten auf Rückenschmerzen hin, dann war es aber Blutkrebs.“ Jessicas vier Jahre alte Tochter lebt aktuell bei Ehemann Marcel.
Die Registrierungsaktion habe sie sich selbst gewünscht. „Sie konnte das nicht mehr eigenständig unternehmen. Dann haben wir, gemeinsam mit der DKMS, das ganze organisiert.“ Sie hoffen alle auf einen passenden Spender, der bis jetzt noch nicht gefunden wurde.
SPENDERBEREITSCHAFT GROß
Lucas Bischoff ist 30 und ehrenamtlicher DKMS-Volunteer. Seine Aufgaben: Registrierungsaktionen begleiten und helfen. Schon 15 solcher Aktionen hat er begleitet. „Die Bereitschaft ist durchaus immer groß, viele Menschen wollen helfen. Aber wie viele dann zu solchen Aktionen kommen, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Das Durchschnittsalter zum Beispiel, aber auch, wie viele Menschen in der Region bereits registriert sind.“

Mehrere Stationen wurden unter anderem von ihm aufgebaut: Am Eingang standen Check-In-Tische. Nach dem Ausfüllen eines kurzen Online-Fragebogens folgte der Abstrich mit drei Wattestäbchen. Die Proben gehen nun in ein Labor, wo die HLA-Merkmale analysiert werden. Erst wenn diese mit denen eines Patienten übereinstimmen, kann gespendet werden.
Die Statistik zeigt, wie schwierig die Suche ist. Selbst die in Europa häufigste HLA-Kombination findet sich nur bei etwa einer von 300 Personen. Weltweit sind inzwischen über zwölf Millionen Menschen bei der DKMS registriert. Doch noch immer warten viele Patientinnen und Patienten vergeblich.

VIELE WOLLEN HELFEN
Viele kamen, weil sie einfach helfen wollten. „Louis hat es auf Instagram gesehen und uns motiviert hierhin zu kommen“, sagen einige Jungs. Viele andere kennen sie persönlich. Aus dem Schützenverein, vom Kellnern in früheren Zeiten, so wie Uwe Hitzmann: „Kann mich noch daran erinnern, als wir mit vielen hier zusammensaßen und eine Menge Spaß hatten. Ich hoffe einfach, dass sich ein passender Spender findet“. „Stäbchen rein, Spender sein.“ Das sei für viele der Antrieb, hier herzukommen, sagt Sebastian Hemmer.
Alle Freunde, Helfer und Unterstützer sind optimistisch. „Das war ein totaler Schock, aber wir halten zusammen.“ „Wenn man sieht, wie viele Ledderaner hier sind, dann macht das einem Hoffnung“, so der Schwiegervater. „Das geht einem richtig nahe, jetzt. Wir sind alle so dankbar, dass ihr heute hier seid“, sagt er. Spenden und Briefe wurden beim Friseur abgelegt. Es sei unfassbar, wie viel Unterstützung sie bekämen.



Wie die Chancen gerade stehen, das weiß man nicht. Die Aktion helfe laut Bischoff, dem Volunteer, auf jeden Fall, sie zu erhöhen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiterhin weltweit für Patienten zur Verfügung. Entscheidend für die erfolgreiche Übertragung von Stammzellen ist die Übereinstimmung der Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) zwischen Spender und Patient.
Es gibt tausende HLA-Merkmale, die in Millionen verschiedener Kombinationen vorkommen. Selbst die in Europa häufigste Merkmalskombination findet sich nur bei etwa einer von 300 Personen. Deshalb ist es so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen registrieren. Viele Blutkrebspatienten, die eine Transplantation benötigen, warten vergeblich auf eine passende Spende. Jeder einzelne potenzielle Stammzellspender zählt somit. Wer sich noch registrieren möchte, kann sich unter www.dkms.de/jessica einen Test nach Hause bestellen lassen.

„Je mehr Menschen sich registrieren lassen, desto größer sind die Überlebenschancen für Jessica und andere Patienten und Patientinnen weltweit. Denn nur wer registriert ist, kann auch als Lebensretter oder Lebensretterin angefragt werden“, sagt ihre Schwägerin.
Am Ende waren es über 300 neue Registrierungen. Online haben sich bereits 200 Menschen registriert. Zahlen, die für alle Erkrankten weltweit eine Chance sein könnten. Ihre Familie wünscht sich „nur, dass sie bald wieder gesund bei uns ist.“










